Mediteo – Apps zur Medikamenten-Einnahme

Vor kurzem (im Februar 2021) veröffentlichte die Stiftung Warentest einen Test von zehn Apps zur Medikamenten-Einnahme (jeweils mit einer Android- und einer iOS-Version). Da die korrekte Einnahme von Medikamenten und eine Unterstützung dabei durch Apps für mich ein wichtiges Thema ist (über das ich auch in meinen Büchern und Vorträgen oft berichte), habe ich natürlich mit großem Interesse auf den Test und die Ergebnisse der Stiftung Warentest geschaut und berichtet (zum Beispiel im Artikel „Stiftung Warentest: Apps zur Medikamenten-Einnahme“).

Da aber einzelne Aspekte des Tests kaum in Erfahrung zu bringen waren, schaue ich mir ein paar der von Stiftung Warentest getesteten Apps selber genauer an und berichte hier aus meiner Perspektive und Erfahrung darüber. Den Anfang macht in diesem Artikel Mediteo, der Testsieger der Stiftung Warentest, von CGM, der CompuGroup Medical.

Einnahme-Definition

Ohne jetzt zu sehr in die einzelnen Schritte der Anlage und Definition eines Medikamentes zu gehen, gilt die Aussage, dass grundsätzlich alle möglichen Konstellationen der Medikamenten-Einnahme einfach eingepflegt werden können, zum Beispiel tageweise, periodisch, ein- oder mehrmals täglich. Diese Grundfunktionalität sollte mittlerweile bei allen Medikamenten-Apps vorhanden sein und auch Mediteo macht da natürlich keine Ausnahme.

So habe ich zum Beispiel für BicaNorm einzelne Tage definiert (Di, Do, Sa, So) oder eine Weichkapsel Alfacalcidol zum Schlafengehen, siehe Bild 1. Dabei finde ich, dass man schon in der Medikamentenübersicht die verschiedenen Einnahmedefinitionen sehr schön und schnell erkennen kann.

Für das Wochenende können abweichende Einnahmezeiten definiert werden, für Langschläfer eine praktische Sache.

Für die Medikamente kann man übrigens neben der Einnahme-Definition zahlreiche weitere Details definieren, siehe Bild 2 bis Bild 4. Da gibt es Nachfüllinformationen, eigene Notizen oder die Möglichkeit ein Foto von der Tablettenpackung oder dem Medikament zu machen. Gerade die Foto-Möglichkeit finde ich gut – aber der Nachteil ist, dass man dies nicht bei der Einnahmeerinnerung angezeigt bekommt, sondern nur, wenn man wieder die Einstellungen des einzelnen Medikaments aufruft. Da hat es aus meiner Sicht aber wenig Mehrwert, denn wer schaut da zusätzlich immer hinein?

Was mir sehr gut gefällt: Unter „Gebrauchsinformation“ finden sich die Informationen des jeweiligen Beipackzettels, sehr praktisch dies so einfach aufrufen zu können.

Bild 1: Übersicht Medikation
Bild 2: Medikamenten-Details #1
Bild 3: Medikamenten-Details #2
Bild 4: Medikamenten-Details #3

Spontane Einnahmen

Ein weiterer Punkt, den ich wichtig finde, sind die „spontanen Einnahmen“. Hierbei handelt es sich um die Dokumentation von Medikamenten-Einnahmen, wie beispielsweise Schmerzmittel, die unregelmäßig nur „bei Bedarf“ erfolgen.

Bei einer Vielzahl an regelmäßig zu nehmenden Medikamenten kann es leicht zu Neben- oder Wechselwirkungen kommen. Ist dies schon schwierig zu erkennen, wenn man zehn oder mehr Medikamente nimmt, wie es bei mir der Fall ist, steigt das Risiko der Wechselwirkungen natürlich, wenn man einzelne andere Medikamente spontan zwischendurch nimmt.

Um eine solche „spontane Einnahme“ zu erfassen, betätigt man im Menüpunkt „Tagesplan“ oben rechts das Pluszeichen und hat „Neue Einnahme“, „Termin“ oder „Messung“ zur Auswahl. Aber Achtung! Auch für nur einmal getätigte Einnahmen muss man das entsprechende Medikament erfassen und den gesamten Prozess mit der Erfassung aller Details dazu durchlaufen.

Hat man das getan, so ist die „spontane Einnahme“ dann allerdings einfach zu erfassen.

Was mir nicht gefällt: In der Übersicht „Tagesplan“ kann man keinen Unterschied erkennen, ob ein Medikament laut Medikationsplan oder „außer der Reihe“ (also spontan) eingenommen wurde. In allen Fällen steht für eine erfasste Einnahme in der rechten Statusspalte ein grünes, lachendes Smiley, siehe Bild 5. So sieht man keinen Unterschied im Eintrag der Novalgin-Tropfen, die ich als „spontane Einnahme“ erfasst habe.

Bild 5: Einnahme-Dokumentation

Mediteo auf der smarten Armbanduhr

Mediteo hat keine spezielle Apple Watch App. Aber – analog der Beschreibung von MyTherapy auf der Apple Watch in „Apple Watch und MyTherapy – Achtung bei der Einnahme-Dokumentation“ – werden die Erinnerungen an die Medikamenten-Einnahme auch auf der Apple Watch angezeigt, siehe Bilder 6 bis 8.

Dabei gibt es die Möglichkeit entweder die Einnahme zu bestätigen („Eingenommen“), um eine Stunde zu verschieben oder die Erinnerung einfach zu schließen. Die Bestätigung einer Einnahme auf der Watch wird problemlos und korrekt in die App transferiert und dort gespeichert.
Bild 6: Apple Watch-Erinnerung
Bild 7: Apple Watch-Erinnerung
Bild 8: Apple Watch-Erinnerung

Synchronisation Mediteo und CGM Life

Die App Mediteo bietet neben der Erinnerung und Dokumentation von Medikamenten-Einnahmen weitere Möglichkeiten, wie zum Beispiel Tagebuch über verschiedene Messwerte (zum Beispiel den Blutdruck) zu führen oder sich an Arzttermine erinnern zu lassen.

Da Mediteo von der CompuGroup Medical CGM entwickelt wurde, kann eine Synchronisation zwischen der als elektronische Gesundheitsakte (eGA) zu benutzenden App CGM Life und Mediteo erfolgen. So wurden nach der Anmeldung aus CGM Life meine Ärzte direkt in die Mediteo App übernommen.

Auch die Medikamente werden zwischen beiden Apps synchronisiert. Die konkreten Daten der Einnahme (wann, wie oft und wie viel) sind und bleiben allerdings in der Mediteo-App. Möchte man also mehr als nur die Namen der einzunehmenden Medikamente sehen und befindet sich in der CGM Life App, so fragt diese, ob man dazu in die Mediteo App springen möchte.

Merkwürdig: Eigentlich spricht aus meiner Sicht nichts dagegen auch die in der Mediteo App gespeicherten Apotheken in der CGM Life App anzuzeigen. So hätte man in der eGA-App CGM Life potenziell sein ganzes medizinisches Netzwerk in der Übersicht. Aber Apotheken sind aktuell in der CGM Life App nicht vorgesehen und wenn man sein ganzes Netzwerk anschauen will, dann muss man in die Medikamenten App Mediteo – nicht ganz nachvollziehbar aus meiner Sicht.

Auch wenn ich mit CGM Life und Mediteo zwei verschiedene Apps mit jeweils unterschiedlichen Schwerpunkten von demselben Hersteller habe (was durchaus Sinn macht), so tauschen sie wenigstens die Daten ohne Probleme miteinander aus. Das finde ich praktisch und klasse.

Wo es noch Verbesserungsbedarf gibt

Mediteo bietet – wie mittlerweile die meisten Medikamenten-Apps – die Möglichkeit auch diverse Messwerte, wie beispielsweise Blutzucker oder Blutdruck zu erfassen. Die Eingaben erfolgen aktuell allerdings nur per Hand. Eine Zeitlang konnte man wohl veschiedene Geräte per Bluetooth koppeln, aber der Menüpunkt scheint verschwunden zu sein (Stand 21.9.21). Auch bei einer möglichen Synchronisation zwischen mediteo und Apple Health oder Google Fit heißt es nur „Aktuell können Messwerte leider nicht synchronisiert werden“. Schade, das ist eine wichtige Voraussetzung für eine umfangreiche, funktionierende und hilfreiche Gesundheitsakte für mich.

Was ein weiteres Manko aus meiner Sicht ist: Die erfassten Daten, ob wir von der Dokumentation der Medikamenten-Einnahme oder den Messwerten sprechen, können in der Basisversion von Mediteo nicht ausgedruckt werden. Für einen pdf-Ausdruck ist die Premium-Version notwendig, diese kostet aktuell 8,99 € pro Monat (oder alle drei Monate 23,49 €). Exporte der händisch erfassten Messwerte als csv-Datei sind zumindest möglich, an die Dokumentation der Medikamenten-Einnahmen kommt man nicht heran.

Warum das ein Manko ist? Für die Erinnerung an und die Dokumentation der Medikamenten-Einnahme sind alle notwendigen Funktionen in der Basisversion enthalten. Wer aber, wie ich, zehn und mehr Medikamente nimmt und – insbesondere bei Änderungen der Medikation – mit dem Arzt besprechen will, wie sich beispielsweise der Blutdruck in Abhängigkeit von den eingenommenen Medikamenten verändert, der braucht eine Ausdruckmöglichkeit. Anders wird es schwierig bis nicht möglich das mit dem Arzt in der Sprechstunde zu diskutieren.

Immerhin ist ein Ausdruck des Medikationsplans als pdf-Dokument gut möglich (also nicht eine Dokumentation der konkret eingenommenen Medikamente, sondern die „theoretischen“ Einnahmevorschriften, welches Medikament wann in welcher Dosierung zu nehmen ist) .

Mein Fazit

Die App „Mediteo“ von CGM gefällt mir wirklich gut. Fast alle wichtigen Aspekte zum Management der Medikamenten-Einnahme sind enthalten.

Was mir besonders gut gefällt: Die beidseitige Synchronisation mit der ePA-App der CGM. Auch die Bestätigung der Medikamenten-Einnahme über die Apple Watch und insbesondere die fehlerfreie Synchronisation von der Watch in die App ist klasse.

Was mir weniger gut gefällt: Es gibt keine Möglichkeit im kostenlosen Account die Dokumentation der Medikamenten-Einnahmen zu drucken. Andererseits muss der Hersteller natürlich auch seine Kosten decken und insofern ist der Ansatz für eine gute App etwas bezahlen zu können oder müssen natürlich in Ordnung. Auch die fehlende Bluetooth-Kopplung mit Messgeräten zum Beispiel für den Blutdruck oder die fehlende Synchronisation der Daten mit anderen Eingabequellen wie Apple Health sind für mich ein Manko.

Verwendete Apps und Versionen

Folgende Versionen habe ich für diesen Bericht verwendet:
mediteo auf dem iPhone, Version 4.7.0

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