Stiftung Warentest: Apps zur Medikamenten-Einnahme
In meinem Artikel schaue ich hier grob auf die Inhalte der Tests, bewerte sie mit meiner Erfahrung (aus der Medikamenten-Einnahme von über 20 Jahren und von bis zu 20 Tabletten täglich) und spiegele meine Meinung gegen das Testgesamtergebnis. Wer die Bewertungen von Stiftung Warentest im Detail für die verschiedenen Apps und Kategorien einsehen möchte, der/die kann sich den Test unter „Diese Apps helfen gut bei der Medikamenten-Einnahme“ herunterladen.
Schauen wir nun kurz auf die einzelnen bewerteten Kategorien aus dem Test.
Kategorie „Nutzen für die Einnahme“
In der Kategorie „Nutzen für die Einnahme“ wurden verschiedene Medikamenten-Kombinationen eingegeben und Grundfunktionen, wie flexible Eingabemöglichkeit der Einnahme, korrekte Erinnerung oder vorhandene Informationen zum Medikament geprüft. Vielfältige Möglichkeiten zur Eingabe, wie „jeden Donnerstag“, „jeden zweiten Tag“ oder „Montags und Mittwochs“, sollten dabei Standardfunktionen sein, die man heute voraussetzen kann.
Hilfreich finde ich es, wie Stiftung Warentest schreibt, wenn der Nutzer zur Eingabe seiner zu nehmenden Medikamente Form und Farbe zur leichteren Identifikation in der App hinterlegen kann. Wenn man aber viele Tabletten nimmt, so kommt man meist recht schnell in die Situation, in der man beispielsweise zwei runde weiße Tabletten einnehmen muss. Dann hat die Eingabe von Form und Farbe natürlich keinen Mehrwert mehr.
Ferner wurde getestet, ob die Apps Wechselwirkungen erkennen und davor warnen können. Nach meiner Meinung ist dieser Punkt zwar ein wesentlicher Aspekt für eine risikolose und korrekte Einnahme von Medikamenten, sollte aber nicht an diese Art von Apps delegiert werden. Hier sollte, insbesondere durch den bundeseinheitlichen beziehungsweise jetzt elektronischen Medikationsplan (eMP) die Prüfung auf korrekte Verschreibungen durch Mediziner:innen oder Apotheker:innen erfolgen. So werde ich von meiner Apotheker jedes Mal vorbildlich angesprochen, wenn ich nicht passende Medikamente (ob verschreibungspflichtig oder -frei) besorgen und einnehmen möchte.
Ein Punkt, der leider nur am Rande beschrieben wird, den eine gute App zur Medikamenten-Einnahme aber unbedingt haben sollte: Die Möglichkeit zur Dokumentation der erfolgten Einnahme. Wie oft frage ich mich ein, zwei Stunden nach der Zeit zur Medikamenten-Einnahme, ob ich wirklich alle Tabletten genommen habe, da mir dies schon so „in Fleisch und Blut“ übergegangen ist. Die Eingabe also in der App erfassen und später nachschauen zu können, wäre bei mir ein Muss-Kriterium, das eine App zur Medikamenten-Einnahme erfüllen muss!
Der Test und die Bewertung, ob ein Ausdruck möglich ist, war ebenfalls Bestandteil dieser Kategorie und ist aus meiner Sicht – zur Durchsprache der eingenommenen Medikamente, beispielsweise insbesondere, wenn man Neben- oder Wechselwirkungen verspürt – ein wichtiger Aspekt!
Kategorie „Handhabung“
Sowohl in der ersten Einrichtung als auch für den späteren täglichen Gebrauch wurden Menüs, Hilfefunktionen, die Bearbeitung der einzelnen Medikamente, aber auch Medikamentenlisten in den jeweiligen Apps getestet. Auch Funktionen wie Offline-Betrieb oder Sprachausgabe wurden von der Stiftung Warentest unter dieser Überschrift getestet.
Alles in allem gute, wichtige Punkte, insbesondere die Möglichkeit auch direkt Medikationspläne über ihren QR-Code oder einzelne Medikamente über den Strichcode auf der Packung automatisiert einlesen zu können. Aus dem veröffentlichten Testergebnis kann aber leider nicht herausgelesen werden, welche Funktionen, wie beispielsweise QR-Code-Scans, genau bei welcher App funktionieren.
Kategorie „Transparenz“
Mit 10% wurden die Angaben zum Hersteller, zur App und ihren Grenzen, dem Impressum sowie zum Hinweis, dass die App nicht die Beratung durch einen Arzt oder Apotheker ersetzen kann, bewertet.
Kategorie „Basisschutz persönlicher Daten“
Ebenfalls mit 10% wurden die Daten, die – gegebenenfalls unnötigerweise – von der App gesendet wurden, sowie die Verschlüsselung und die Datenschutzerklärung (Stichwort: DSGVO) bewertet.
Ergebnis der Stiftung Warentest
Stiftung Warentest empfiehlt die Apps Mediteo, Vimedi und CallMyApo, sowohl für iOS als auch Android. Ihre sechs Versionen erreichen jeweils die Gesamtnote „gut“.
Mit achtmal der Note „befriedigend“ landen die iOS- und Android-Versionen der Apps Meine Apotheke, ApothekenApp, Digitale Hausapotheke und MyTherapy im Mittelfeld.
Am Ende des Tests von Stiftung Warentest stehen die Apps Medisafe, MedPlaner und Lifetime mit sechsmal der Note „ausreichend“. Diese Apps bekamen – ebenso wie die Digitale Hausapotheke – eine Bewertung von „sehr deutlichen“ Mängeln in der Datenschutzerklärung und wurden deshalb um eine Note abgewertet.
Dabei galten folgende weitere Einschränkungen:
- Die Apps MedPlaner und LifeTime bekamen im „Nutzen für die Einnahme“ die Note „ausreichend“, deshalb wurde ihre Gesamtnote auf maximal „ausreichend“ beschränkt.
- Ein Jurist prüfte die Nutzungsbedingungen und AGB auf unzulässige Klauseln. Bei sehr deutlichen Mängeln in diesem Punkt, wurde die Gesamtnote der betroffenen Apps um eine Note verschlechtert. Dies betraf nur die App von Medisafe, da bei ihr diese Erklärungen nur in englischer Sprache vorliegen. Und in der Tat stehen leider nur einige Funktionen von Medisafe in Deutsch zur Verfügung, der Rest ist in englisch.
Die dargestellten Prozentwerte des im folgenden visualisierten Gesamtergebnisses des Tests von Stiftung Warentest, errechnen sich aus den möglichen Noten von 0,5 (sehr gut, 100%) bis 5,5 (mangelhaft, 0%) und als Mittelwert der beiden Bewertungen jeder App für die iOS- und die Android-Version.
- Mediteo 76%
- Vimedi 66%
- CallMyApo 65%
- Meine Apotheke 58%
- ApothekeApp 52%
- Digitale Hausapotheke 48%
- MyTherapy 46%
- LifeTime 38%
- MedPlaner 36%
- MediSafe 22%
Fehlende Aspekte im Test, Verbesserungsmöglichkeiten
Um im Gespräch mit dem Arzt insbesondere Neben- und Wechselwirkungen von eingenommenen Medikamenten besprechen zu können, sollten aus meiner Sicht in einer App auch sogenannte „spontane Einnahmen“ dokumentiert und ausgewertet werden können. Die Kopfschmerz- oder Schlaftablette können Auswirkungen haben, werden aber nur allzu oft vergessen zu erwähnen.
Je nach Kontext finde ich es gut, wenn bei den Erinnerungen an die Einnahme die Medikamentennamen nicht direkt auf dem gesperrten Handydisplay angezeigt werden. Insbesondere früher bei Meetings in großer Runde, wenn die Handys auf dem Tisch liegen, muss nicht jeder Tischnachbar sehen können, welche Medikamente ich einnehmen muss. In solchen Situationen ist es hilfreich, finde ich, wenn nur „Zeit für deine Medikamente“ angezeigt wird.
Leider ist im Test nicht ersichtlich, welche App welche Funktion, wie beispielsweise eine Dokumentationsmöglichkeit der Einnahme hat, und welche nicht. So hilft der Test dem Nutzer wenig, eine für sich passende, konkrete App für die Medikamenten-Einnahme auszuwählen. Das versuche ich mit meinen Tests auf dieser Webseite besser zu machen.
Mein Fazit
Eine allgemeingültige und für alle Nutzer gleichermaßen geltende Bewertung von Medikamenten-Apps macht aus meiner Sicht wenig Sinn. Je nachdem, wie die Schwerpunkte durch den Nutzer gesetzt werden, können sich andere Bewertungen und Einschätzungen ergeben.
Die Wichtigkeit der Datenschutz-Bewertungen, wie sie die Stiftung Warentest anwendet, steht dabei außer Zweifel. Aber ob die App automatisch Wechselwirkungen erkennen muss, sei dahingestellt. Mit Hilfe des Medikationsplans und der ePA sollte es dafür zukünftig auch andere Mittel & Wege geben. Wichtiger sind mir für eine App für die Medikamenten-Einnahme (Stichwort: Pillenwecker) die Erinnerung an und die Dokumentation der Einnahme, die man später nachschauen kann, und – zumindest aktuell – eine Ausdruckmöglichkeit dieses Tagebuchs.
So werde ich in loser Folge demnächst die Apps aus diesem Test genauer unter die Lupe nehmen und weitere Berichte über diejenigen Apps schreiben, die mit diesen Funktionen für den Nutzer wirklich hilfreich sind.
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